Von: Daniela Schier
Betreff: Beziehungsfragen
Liebe Redaktion,
wir sind mit unserem Guide, Carlos, in den Bergen von São Tomé (das liegt westlich von Kamerun bzw. Gabun im Golf von Guinea) unterwegs. Carlos ist 24, hat in der Hauptstadt Wirtschaft studiert und arbeitet jetzt, da es für junge Akademiker kaum Jobs gibt, als Tourguide. Er zeigt uns atemberaubende Wasserfälle und führt uns durch Kakao- und Bananenplantagen. Wir plaudern, und wenden uns auch persönlichen Themen zu. Auf die Frage, ob und wie viele Geschwister er habe, lacht Carlos auf und antwortet: „Das glaubst du mir nie! 32.“ „Ja klar“, erwidere ich, klopfe ihm auf die Schulter und sage: „Guter Witz!“. „Mein Vater ist ein starker Mann“, erklärt er und rechnet uns vor, dass dieser wohl mit zehn unterschiedlichen Frauen je drei bis vier Kinder haben muss. „Und du?“, frage ich Carlos übermütig. „Wie viele Kinder hast du?“ „Nur eines“, antwortet er stolz. Das reicht ihm – so interpretiere ich zumindest seine Gestik. „Und Frauen?“, frage ich weiter. Verschmitzt gibt er mir zu verstehen, dass es da doch wohl mehr als eine gibt. „Die Frauen sind nicht das Problem, sondern die Babys“, meint er.
Auf São Tomé gibt es neben der am meisten angesehenen Form, der christlichen monogamen Ehe, noch zwei weitere Formen des Zusammenlebens: in einem gemeinsamen Haushalt und die „Besuchsbeziehung“. Männer pflegen oft Beziehungen zu verschiedenen Frauen und unterstützen mehrere Haushalte. All das lesen wir am Abend in unserem Reiseführer. Leider kamen wir nicht mehr dazu, Frauen zu diesem Thema zu befragen. Ihre Sicht hätte mich interessiert.
Liebe Grüße, Daniela
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